CO2 Kompensation

Ist Treibhausgas-Kompensation sinnvoll?

Wer keine Zeit zum Lesen hat siehe Zusammenfassung unten.

Bei der Kompensation von Treibhausgasen, werden Projekte finanziell unterstützt, durch die Treibhausgase aus der Atmosphäre rückzugewonnen (z.B. durch Wiederaufforstungsprojekte) oder anderweitig ausgeglichen werden sollen (z.B. durch Solar- oder Windenergieinstallationen). Laut Wikipedia sind es In Deutschland fragen vor allem Unternehmen freiwillige Kompensation nach, die entweder den CO2-Fußabdruck des gesamten Unternehmens, einzelner Produkte oder den von Dienstreisen ausgleichen wollen. Nur etwa Knapp 10 % der Verbraucher haben von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht.

Aufforstungsprojekte

Bei Aufforstungsprojekten ist die Idee, dass jeder neu gepflanzte Baum im Laufe seines Lebens CO2 bindet. CO2 wird von Baumen gebunden, da diese bei der Photosynthese CO2 aufnehmen und in Form von ‚Holz‘ (Zellulose oder andere organische Verbindungen) verbauen. Etwa 50% des Trockengewichtes eines Baumes besteht aus Kohlenstoff (C), der CO2  entstammt [1]. Die Kompensation funktioniert nur, wenn ein Baum tatsächlich auch stehen bleibt. Wird er gefällt und zu Papier (das am Ende verrottet und alles gebundene CO2 wieder abgibt) verarbeitet oder Feuerholz verbrannt, wird alles CO2 wieder freigesetzt. Ein ausgewachsener Baum kann tatsächlich viel CO2 aufnehmen und speichern. Eine ausgewachsene, 35 m hohe Fichte und einem Trockengewicht von 1.4 T besteht zu etwas 50% Kohlenstoff. Wenn man einen Umrechnungsfaktor von 3.67 [1] (1 Tonne Kohlenstoff im Baum entsprechen 3.67 Tonnen aufgenommenem CO2) anwendet, sind es 2.6 Tonnen CO2 pro Baum. Allerdings dauert es viele Jahre, bis ein Baum ausgewachsen ist (ca. 100 Jahre). Pro Jahr ist die Menge CO2, die der Atmosphäre entzogen wird, nur  relativ niedrig: Ein Baum eines 25 Jahre alter Nadelwaldes entzieht der Atmosphäre nur etwa 6.4 kg pro Jahr Jahr [1]. Bäume in den Tropen entziehen im Schnitt mehr CO2 [2]. Ein Hektar Nadelwald entzieht ca. 11 Tonnen pro Jahr. Tropische Arten können deutlich mehr CO2 entziehen (insbesondere langsamwachsende Arten, [2]). Daraus wird klar, dass es bei der Treibhausgaskompensation sehr davon abhängt wie man rechnet, d.h. wie lange ist die Zeitspanne, innerhalb der CO2 eingespart wird. Fliegt man jählich, müßte diese Zeitspanne entsprechend ein Jahr sein. Ein Flug von Frankfurt nach Barcelona und zurück entspricht etwa 500 kg CO2 [3], was etwas der jährlichen Kompensationsleistung von 78 Bäumen entspricht. Ein Problem ist – wenn man jährlich reist – dass man jedes Jahr 78 Bäum pflanzen müßte. Es wird schnell klar, dass so eine Kompensation langfristig schwierig zu realisieren ist. Ein zweites Problem ist, dass auch langfristig sichergestellt sein muss, das die Bäume dauerhaft erhalten werden müssen. Da dies kaum zu gewährleisten ist, unterstützen manche Anbieter keine Wiederaufforstungsprojekte. Hinzu kommt ein grundsätzliches Problem, das die Einhaltung Ziele des Pariser Übereinkommens betrifft. Bei den vom Weltklimarat gesammelten Prognosen aus wissenschaftlichen Veröffentlichungen [4], wurde davon ausgegangen, dass wir massiv durch Wiederaufforstung u.ä. CO2 aus der Atmosphäre ‚rückgewinnen‘. Ohne diese Rückgewinnung könnten wir die Ziele selbst dann nicht erreichen, wenn wir bis 2030 keine Treibhausgase mehr emittieren würden. D.h. wenn Aufforstungsprojekte im Wesentlichen für die Kompensation neuer Treibhausgase benutzt werden, können die Klimaziele in keinem Fall eingehalten werden.

Andere Kompensationsansätze

Weitere Kompensationsprojekte unterstützen die Herstellung von Biogas (aus Abfällen oder Exkrementen), Wasserkraft, Windkraft, Solarthermie (z.B. für Warmwasser) oder die Effizienzsteigerung von Öfen dar [5,6]. Bei diesen Projekten wird keine CO2 der Atmosphäre entzogen, sondern es wird CO2 durch Verbrennung vermieden, d.h es findet eine Verscchiebung statt. Allerdings ist es sehr viel leichter eine Nachhaltigkeit sicherzustellen, da bei diesen Projekten die Vermeidung von Treibhausgasen nicht langfristig sichergestellt sein muss, wie bei Aufforstungsprojekten. Um einzuschätzen, ob diese Projekte klimatechnisch sinnvoll sind, kann man sich am sog. „Gold Standard“ orientieren (siehe unten).

Greenwashing?

Den Vorwurf des Ablasshandels oder Greenwashings hört man in Bezug auf die Treibhausgas-Kompensation häufig. Richtig ist, dass Kompensation immer nur die zweitbeste Lösung ist, wenn Emissionen nicht verhindert werden können. Wenn man kompensieren möchte, sollte man unbedingt seriöse Anbieter wählen (s.u.), denn es gibt tatsächlich unseriöse Anbieter die mit Billigstpreisen Klimaneutralität versprechen (und nicht gewährleisten).

Anbieter

Bei der Wahl eines Anbieter kann man sich am sog. „Gold Standard“ [7,8] orientieren. Berechtigt zur Zertifizierung durch „Gold Standard“ sind nur Projekte, die nachweislich zur Reduktion von Treibhausgasen führen und gleichzeitig gut für die lokale Umwelt und soziale Belange der Bevölkerung sind [9]. Hier eine Übersicht über Anbieter:

AnbieterRechtsformtest.de Bewertung [10]TransparenzBesonderheitenLink
AtmosfairgGmbH (gemeinnützige GmbH)Sehr gut (0.6)Gut (Beschreibungen von Projekten und Geschäftsberichte verfügbar, viele weitere Infos) 90% Gold Standardatmosfair.de
Klima KollektegGmbH (gemeinnützige GmbH) Sehr gut (1.1) Gut (Beschreibungen von Projekten und Geschäftsberichte verfügbar)Meist Gold Standard1, kirchlichklima-kollekte.de
Prima Klimae.V.Sehr gut (1.5)Mittel (Beschreibungen von Projekten)Teilweise Gold Standard, nur Wiederaufforstungsprojekteprimaklima.org
myclimategGmbH (gemeinnützige GmbH) Gut (2.2)Mittel (Beschreibungen von Projekten und Geschäftsberichte verfügbar, nicht klar wie viele nach Gold Standard) Teilweise Gold Standard myclimate.org
ClimatePartnerGmbHNicht getestetMittel (detaillierte Infos zu Projekten, aber keine Geschäftsberichte verfügbar)Für Unternehmen konzipiert, teilweise Gold Standardclimatepartner.com
ARKTIKGmbHAusreichend (4.2)Schlecht (Infos zu Projekten auf Webseite scheinen seit 2015 nicht mehr aktualisiert zu seinUnklar welche Standards und ob Projekte noch aktuell sind arktik.de
KlimamanufakturGmbHAusreichend (4.0)Mittel (Beschreibung von Projekten, aber keine Geschäftsberichte)Teilweise Gold Standarddie-klimamanufaktur.de

1 Existierende Projekte werden Schritt für Schritt auf den Gold Standard überführt.

Zusammenfassung

  • Treibhausgas-Kompensation ist immer zweite Wahl. Wenn immer es geht, ist es besser Emissionen gar nicht erst entstehen zu lassen.
  • Wenn man kompensiert, sollte man einen Anbieter wählen, der mit dem „Gold Standard“ zertifizierte Projekte unterstüzt.

Weiterführende Links

Referenzen

  1. Toochi E.C. 2018. Carbon sequestration: how much can forestry sequester CO2? Forest. Res. Eng. Int. J. 2: 148-150. Online
  2. Shimamoto C.Y. et al. 2014. How much carbon is sequestered during the restoration of tropical forests? Estimates from tree species in the Brazilian Atlantic forest. Forest Ecology and Management 329: 1-9. Online
  3. UBA CO2 Rechner für Flugreisen. Online
  4. Weltklimarat (IPCC) 2018. Global warming of 1.5 °C. Special report. Online
  5. Übersicht zu Projekten bei atmosfair.de. Online
  6. Übersicht zu Projekten bei klimaktiv.de. Online
  7. UBA Artikel über „The Gold Standard“. Online
  8. Übersicht über den CDM Gold Standard bei atmosfair.de. Online
  9. Goldstandard.org: A higher standard for a climate secure and sustainable world. Online
  10. Testbericht auf test.de über Treibhausgas-Kompensation (nur ausgewählte Anbieter). Online