Erdgas ist ein unterschätzter Klimakiller

Kommentar zum RNZ-Artikel Terranets sieht „keine Alternative zu unserer Erdgasleitung“ https://www.rnz.de/nachrichten/heidelberg_artikel,-heidelberg-terranets-sieht-keine-alternative-zu-unserer-erdgasleitung-_arid,800947.html

Erdgas ist ein unterschätzter Klimakiller!
Zu den CO2-Emissionen der Verbrennung kommen Methanleckagen bei der Förderung und dem Transport hinzu. Wenn nur 2% Methan entweichen, heizt Erdgas das Klima stärker auf als Kohleverbrennung, wenn man hierbei die entscheidenden kommenden 20 Jahre betrachtet. Die Methanverluste liegen in den USA bei ca. 2,3%, bei andere Förderländer wie Russland liegen keine valide Daten vor.(1) Investitionen in fossile Erdgasinfrastruktur wie die geplante Erdgasleitung SEL mit einer geplante Nutzung von 50 Jahre und mehr müssen dringend unter den Prüfstein!

Ist der Südwesten ein Energiesenke?
Dies ist kein Naturgesetz, sondern hausgemacht und veränderbar! Der Behauptung es gäbe keine Alternative zum Bau zusätzlicher Gaskraftwerke, widersprechen wir ausdrücklich. Neue PV-Anlagen und Windenergieanlagen könnten in kürzester Zeit in großer Zahl geplant und gebaut werden. Der Ausbau wäre mit niedrigeren Stromgestehungskosten viel schneller möglich als bei fossile Großkraftwerke oder Kernkraftwerken. Bisher wurde der Ausbau aber von der Politik unter Einfluss der Fossilen-Energien-Lobby durch Bürokratie-Monster und Verboten verschleppt. Zuletzt betrug der Photovoltaik-Zubau nur etwa 6 GW/a, auch der neue Koalitionsvertrag sieht lediglich 16 GW/a vor. Notwendig wären allein für die Einhaltung des 1,7-Grad-Ziel 34 GW/a, wenn wir Klimaneutralität bis 2035 erreichen wollen. Für eine 1,5 Grad-Klimaneutralität bis 2030 müssten es sogar 45 GW/a ein.(2) Windenergie bräuchte zur Klimaneutralität in Deutschland statt 0,7% etwa 2% der Landesfläche. Zusammen mit der Nutzung der geeigneten Standorte für Windenergie – auch in Baden-Würthemberg 2% der Landesfläche – würden wir bald nicht mehr in einer „Energiesenke leben“. Es könnten viele neue Arbeitsplätze geschaffen werden.

Das Problem ist nicht der Mangel an Sonne, Wind und geeignete Fläche, sondern problematisch sind die Machtstrukturen in der Energiewirtschaft und der Politik.

(1) Quelle: Daten aus Prof. Volker Quaschning: Erneuerbare Energien und Klimaschutz 2021
(2) Quelle: Daten aus Studie HTW: Solarstromausbau für die Zukunft 11/2021